Berta Potzinger

Liebste Mutter, als Gott sah, dass der Weg für dich zu lang, der Hügel zu steil und das Atmen zu schwer wurde, legte er seinen Arm um dich und sprach:

„KOMM HEIM“

Meine Mutter, Berta Potzinger wurde als 2. Tochter von Maria Gandner am 18. Juli 1939 im Hause Klamminger in Nestelbachberg geboren.

Die Familie lebte zu 8 in einem kleinen Bauernhaus in ärmlichen Verhältnissen.

1942 zog meine Oma mit den 2 Kindern in das Kellerstöckl bei der Familie Hahn, wo sie weder Strom, Wasser noch eine Heizung hatten, aber es waren die eigenen 4 Wände.

Licht hatten sie mit Petroleumlampen, das Wasser holten sie aus einem kleinen Bach im Wald und für das Heizen sammelten sie die Holzbriegel aus dem Wald.

Ihre Mutter musste sich leider alleine mit den 2 Mädchen durchs Leben kämpfen.

Die Pflichtschule besuchte meine Mutter von 1945 – 1953 hier in Nestelbach. Sie war eine sehr gute Schülerin, sie hatte fast nur Einsen und sie war bei ihren Mitschülern immer sehr beliebt und hoch geschätzt.

Im Jahr 1954 zog sich meine Mutter eine schwere Gehirnhautentzündung zu und lag wochenlang im Krankenhaus.

Als sie diese gotteiseidank überstanden hatte, besuchte sie für 1 Jahr einen Lehrgang der hauswirtschaftlichen Fortbildungsschule für Bauernmädchen in Laßnitzhöhe.

1954 war es auch, dass ihre Mutter mit den beiden Mädchen in das erwirtschaftete Kleinhansl Haus zog, wo meine Mutter bis zum Sterbetag gelebt hat.

Während der nächsten Jahre hat sie Josef Potzinger kennen gelernt und sie machten einen Zubau beim bestehenden Haus. Mit 20 Jahren hat sie Josef geheiratet und gebar ihm innerhalb von 5 Jahren 4 Söhne. 1959 Gerhard, 1960 Helmut, 1962 Josef und 1963 Wolfgang.

Nachdem die Familie nun etwas größer geworden war, wurde 1967 das Haus mit einem Zubau ausgebaut.

Für meine Mutter war es selbstverständlich, neben dem Großziehen der 4 Kinder – wobei sie gottseidank von Greterl, dem Ziehkind ihrer Mutter stark unterstützt wurde, auch beim Hausbau mit ganzer Kraft mitzuarbeiten. Neben den Hausarbeiten erledigte sie auch Maurer- und Malerarbeiten. Nähen tat sie gerne, das Putzen liebte sie. Sie konnte einfach fast alles und was sie nicht konnte, hat sie sich selbst angelernt. Sie hat immer alles mit größter Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit gemacht.

Meine Mutter liebte die Tiere über alles und hat auf diese immer sehr gut geschaut. Waren es nun die Ziegen ihrer Mutter oder die Hasen, Hühner, Schweine, der Hund oder die Katzen, sie kannte keinen Unterschied in der Liebe für die Tiere.

Als sie selbst gerade mal 50 Jahre alt, hat sie ihre Mutter 12 Jahre lang aufopfernd gepflegt, welche mit 90 Jahren im Jahr 2001 verstarb.

Leider hat meine Mutter in all dieser Zeit und auch in den darauffolgenden Jahren vergessen, sich selbst einmal etwas Schönes zu gönnen. Sie hat immer nur gegeben.

Voriges Jahr war für meine Mutter und unserer Familie ein Schicksalsjahr, den der Krebs – der neue Modetot -  hat bei ihr Station gemacht. Zu ihrem 75. Geburtstag lag meine Mutter, nach einer Bauchspeicheltumoroperation und während der OP erlittenen Schlaganfall, in der Intensivstation des LKH-Graz.

Obwohl meine Mutter sehr klein und zierlich war, hat sie sich noch einmal mit ungehöriger Willensstärke und Kraft ins Leben zurückgekämpft.

Ihr Ziel war es Weihnachten zu erleben und danach Neujahr. Dies schaffte sie und auch noch ihren 76. Geburtstag in diesem Jahr.

Doch in den nächsten Monaten war der Krebs stärker und sie hat, wie schon so viele vor ihr, diesen Kampf verloren und ist ihrer Mutter ins himmlische Reich gefolgt.

Wir Söhne sind sehr dankbar, dass Gott uns noch diese Zeit gab, um mit unserer Mutter über dies und das zu sprechen und zu klären.

Wir durften ihr noch ein bisschen an Dankbarkeit, für ihre Dienste an uns, zurückgeben.

Liebe Mutter, wir danken dir herzlichst für alles, für deine große Güte, unendliche Aufopferung und vor allem für deine große von Herzen wärmende Liebe für uns!!

Wir lassen dich los und in Frieden gehen und ……. wir werden uns Wiedersehen!